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"Das lässt einen nie los": Ein Gespräch mit Marlies Stötzel

Marlies Stötzel ist RVI-Mitarbeiterin der ersten Stunde: Zusammen mit Firmengründer Klaus Wender legte sie das Fundament der RVI und formte die Unternehmenskultur. 34 Jahre lang, von 1973 bis 2007, war sie Personalchefin, Buchhalterin und Assistenz der Geschäftsführung und behielt trotz ihrer vielen Aufgaben den Blick auf die Menschen im Haus. Noch immer hält sie Kontakt zu ehemaligen Kolleg*innen und verfolgt die Geschicke der Firma mit Aufmerksamkeit und Zuneigung. Ihre RVI­

Lieblingsobjekte sind das Saar-Karree in Frankfurt und das Hotel Rodenhof in Saarbrücken.

Liebe Frau Stötzel, Sie waren RVI-Mitarbeiterin der ersten Stunde. Was können Sie über die Ursprünge der RVI erzählen? 

1973 wurde die Firma aus der ZG-Bank Saar heraus gegründet. Herr Wender und ich, wir waren beide bei der ZG-Bank, das war die Zentrale der Volksbanken und Raiffeisenbanken im Saarland. Die Firma war Herrn Wenders Idee. Ziel war es, den Volksbanken und Raiffeisenbanken neues Geschäft zuzuführen. Wir waren dann zunächst Angestellte der ZG Immobiliengesellschaft, aber mit der Zusage, dass wir jederzeit zurück zur Bank kommen können. Wegen der Unsicherheit der neuen Branche hat man uns diese Zusage gemacht, denn Immobilien waren damals ein Wagnis und die Bank war das Sicherste überhaupt. Am Anfang waren es nur wir beide und dann kam schon bald Herr Engel dazu, der unsere Wohnungen vermietet hat. 1974 kamen die ersten 84 Wohnungen in Neunkirchen, die hat Herr Engel vermietet. Das war eine tolle Leistung. 

Was war die Idee für das Geschäftsmodell? 

Bei der Bank war Herr Wender Prokurist und Leiter der Kreditabteilung. Er war als kluger Mann mit guten, fortschrittlichen Ideen sehr geschätzt. Später hat man ihm wohl auch deshalb die Abteilung Vermögensberatung übertragen, und da fing er an, diese Dinge auszuarbeiten. Die Firmenidee war von Anfang an Geschosswohnungsbau zur Kapitalanlage. Alles aus einer Hand wollten wir anbieten, um es den Bauherren leichter zu machen. Damals waren das noch keine Erwerber, sondern Bauherrengemeinschaften, die unter bestimmten Voraussetzungen Steuervorteile geltend machen konnten. 

Herr Wender war Banker durch und durch und hat sich doch auf einmal für dieses Modell entschieden. Ab dann war er begeisterter Immobilienmensch. Er hat beispielsweise gewusst, wieviel Stahl man für ein Objekt braucht und hat sich von niemandem etwas vormachen lassen. Weil er sich reingekniet hat, hat er sich auch auf diesem Gebiet die nötigen Kenntnisse erworben. Diese Begeisterung hatte ich auch, aber nicht die Kenntnisse. Ich blieb eine kaufmännische Angestellte, die alles gemacht hat: Personal, Buchführung, Schreibarbeit. Ich war sehr zufrieden damit und war auch stark ausgelastet. 

Wie lange waren Sie bei der RVI? 

Ich kam 1973 und bin ausgeschieden 2007. Herr Wender und ich hatten uns abgesprochen, dass wir nach der Verrentung noch etwas anderes machen wollten. Wir haben dann gemeinsam eine kleine Beratungsföma gegründet. Und deswegen bin ich ein bisschen länger bei der RVI geblieben und habe gewartet, bis wir gemeinsam ausscheiden konnten. Er war ja jünger als ich. Ich habe das gern gemacht, denn die Zusammenarbeit war sehr gut. Ich bin mit meinem Berufsleben total zufrieden. Wir hatten ein wunderbares Betriebsklima. 

In ihrer langen Betriebszugehörigkeit haben Sie sicher auch Krisenzeiten erlebt. 

Es gab wirklich schwierige Zeiten. Das Saar-Karree in Frankfurt war unsere schwierigste Sache, die zu überstehen war. Im November dieses einen schrecklichen Jahres waren die leitenden Angestellten alle bereit, auf einen Teil ihres Gehalts zu verzichten. Als es dann wieder aufwärts ging, wurden diese Beträge aber nachgezahlt. Wir haben auch immer mit denselben Handwerkern gearbeitet, das ist zum Teil ja heute noch so. Die haben dann mit ihren Zahlungen auch nicht gedrängt, sondern solange es ging, hinausgezögert. Es konnte nicht jede Firma so kulant sein, aber wer konnte, hat es gemacht. Es waren ein paar schlimme Monate um den Jahreswechsel herum. Dann war es überstanden und es ging bergauf. 

Warum war das Saar-Karree ein so schwieriges Objekt? 

Wegen des Standortes. Die Hypothekenbanken, die unsere bisherigen Objekte finanziert hatten, haben die Finanzierung dieses Vorhabens abgelehnt. ,,Rotlichtmilieu" wollten sie nicht machen. Der Kreditsachbearbeiter der Bank, die uns dann doch finanziert hat, der hat für ewig einen Platz in meinem Herzen. Eine uns bis dahin völlig unbekannte Bank war das damals, 
die Arealbank. Ohne uns zu kennen, haben die uns 40 Millionen gegeben. 

Warum war Herr Wender trotz allem so überzeugt von diesem Projekt? 

Herr Wender fand den Standort einfach toll, direkt am Bahnhof. Er hat gesagt, ,,Du lieber Gott, jetzt wollen wir mal sehen, was man hier machen kann. Alle anderen werden uns das nachmachen und so werden wir das ganze Viertel verändern." Und so war esja auch. Er ist generell ein mutiger Mensch gewesen. Vorher hatten wir nur kleinere Objekte im Saarland 
gemacht. Aber das nächste Objekt war immer das Beste! Mit glühender Begeisterung hat er das gemacht. 

Wie erklären Sie sich den langjährigen Erfolg der RVI? 

Dieses Konzept, alles aus einer Hand mit langjähriger Mietgarantie, das war gut -ich glaube, das hat sonst niemand geboten. Und die Mietgarantie, das kann ich mit Stolz sagen, die wurde immer gezahlt. Egal wie schlecht es uns ging, die Mietgarantie wurde immer eingehalten! Das hat mit der Zeit viel Vertrauen geschaffen. Ich finde, das Modell ist rundherum geglückt. Es ist ja auch gut angenommen worden. Natürlich macht mich das stolz. Ich habe meine Arbeit sehr gern gemacht und die Entwicklung mit Freude gesehen. Das lässt einen nie los: Ich wünsche der RVI noch viel Gutes. 

Wie haben Sie die Firmenkultur erlebt? 

Die war vorbildlich, würde ich sagen. Es gab keine Hierarchie. Jeder Angestellte hatte das Gefühl, dass er wichtig ist und Gehör gefunden hätte. Die Handwerksfirmen haben das auch gespürt, da war ein großes Einvernehmen. Fasching wurde bei uns am Fetten Donnerstag gefeiert, da kamen auch manche Handwerker, teilweise verkleidet, mit Musikinstrumenten 
und allem Möglichen. 

In der ersten Zeit konnten wir die Weihnachtsfeiern noch im Ristorante Roma machen, das war damals in der Klausener Straße. Da hat sich jeder drauf gefreut. Später haben wir sie im neuen Roma gemacht, bis es nicht mehr ging, weil wir zu viele Leute geworden waren und ausziehen mussten. Das waren immer schöne Feste, die oft auch durch musikalische oder 
Textbeiträge der Mitarbeiter gestaltet waren. 

Was ist Ihnen ganz besonders in Erinnerung geblieben? 

Als Dank an die so wichtigen Vertriebsmitarbeiter wurden früher einmal im Jahr Incentivereisen unternommen, und da durfte ich immer mitfahren. Das sind für mich wunderbare Erinnerungen. Wir waren in New York, auf Bali, in Singapur, in Kenia, Südafrika usw. China war interessant. Vor allen Dingen hat mich die chinesische Mauer begeistert, das ist ein massives Bauwerk, das hatte ich mir so nicht vorgestellt. Und es ist immer schön, wenn man solche Dinge in einer Gemeinschaft erlebt. Auf einer Übergabefeier hat einer der Vertriebsleute mich seinem Kunden so vorgestellt: ,,Das ist die Frau Stötzel, mit ihr zusammen habe ich schon die halbe Welt gesehen." 

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