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©Peter Heim

Von Klimaschutz und Königswegen: Esslingens Neue Weststadt

Beim digitaltalk des Heuer Dialogs diskutierten RVI-Geschäftsführer Carsten Buschmann und Florian Henle, Geschäftsführer der Polarstern GmbH, Königswege und Treibsand auf dem Weg zur CO2-neutralen Stadt. Gemeinsam stellten sie die Frage nach der Vereinbarkeit von attraktivem Städtebau und Klimaneutralität am Beispiel des RVI-Projekts Lok.West in Esslingens Neuer Weststadt.

Seit 2014 realisiert die RVI auf dem Gelände des ehemaligen Esslinger Güterbahnhofs in fünf Bauabschnitten rund 500 Wohneinheiten und ca. 11.300 qm Gewerbefläche. Eine zentrale Auflage der Stadt Esslingen an den Bauträger besteht in der Entwicklung eines CO2-neutralen Quartiers. Dies hat die RVI vor die Herausforderung gestellt, wirtschaftliche Planungsweise und bezahlbare Mieten mit 100%iger Klimaneutralität zu vereinbaren. Dieser Spagat gelingt in Lok.West nicht zuletzt dank des intensiven Austauschs mit der Stadt, der Forschung und dem Energieversorger.

In der Neuen Weststadt wird ein bundesweit einzigartiges Energiekonzept implementiert, das PV-Anlagen, ein Blockheizkraftwerk und einen Elektrolyseur zur Erzeugung von grünem Wasserstoff miteinander verbindet. Im Rahmen des Mieterstrommodells von Polarstern deckt der vor Ort generierte Strom den Energiebedarf der Bewohner in Lok.West. Da Lokalstrom mit geringeren Abgaben belegt wird, senkt dies zugleich die Energiekosten der Mieter. Florian Henle schätzt, dass den Bewohnern des ersten Baublocks „Béla“ ein Preisvorteil von bis zu 25% zu Gute kommt.

Das Herzstück des klimaneutralen Quartiers bildet ein Elektrolyseur, der noch in diesem Jahr installiert wird. Er ermöglicht die Umwandlung von überschüssig erzeugten Solarstrom in bis zu 400 Kilogramm grünen Wasserstoff pro Tag. Der Wasserstoff kann dann entweder dem Gasnetz zugeführt, oder im quartiereigenen Blockheizkraftwerk rückverstromt werden. Dieser Prozess, als Power-to-Gas-to-Power bezeichnet, ermöglicht die Speicherung und zweckübergreifende Nutzbarmachung regenerativ gewonnener Energie. Umgesetzt wird das ehrgeizige Energiekonzept in der Neuen Weststadt von der Green Hydrogen Esslingen GmbH, die erst im März 2019 gegründet wurde.

In einem Gastkommentar im Handelsblatt beschreibt Prof. Dr. Fisch, Mitgründer der Green Hydrogen Esslingen GmbH, die zentrale Rolle des grünen Wasserstoffs für die Energiewende. Dort schreibt er: „Nur mit grünem Wasserstoff sind die Klimaschutzziele in Deutschland und der EU erreichbar.“ Laut Fisch erfüllt die Elektrolyse hierbei eine tragende Funktion. Durch den fortschreitenden Ausbau der erneuerbaren Energien wird es zukünftig vermehrt zu zeitweisen Stromüberschüssen kommen. Diese Überschüsse können durch die Herstellung grünen Wasserstoffs sinnvoll genutzt werden.

Für die RVI ist der Weg zur städtischen Klimaneutralität zugleich ereignis- und lehrreich gewesen. Die Auseinandersetzung mit Fragen der nachhaltigen Quartiersentwicklung hat auch intern Innovationsprozesse und Eigenreflexion befeuert. Die Erfahrungen aus Lok.West werden sicherlich auch zukünftige RVI-Projekte im Sinne der Nachhaltigkeit beeinflussen.

Den digitaltalk mit Carsten Buschmann und Florian Henle finden Sie auf YouTube: https://youtu.be/qpa5HHXqYGU

Foto: Peter Heim 

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