Logik und Vorstellungskraft: Vom Bau eines nachhaltigen Stadtquartiers
In Anlehnung an ein Zitat Albert Einsteins braucht es zum Erreichen großer Ziele manches Mal zwei scheinbar konträre Dinge: „Die Logik bringt dich von A nach B, deine Vorstellungskraft bringt dich überall hin.“ Vorstellungskraft war nötig, als die RVI sich 2014 zum Bau eines nahezu klimaneutralen Stadtquartiers in Esslingen am Neckar verpflichtete: Bis zu diesem Zeitpunkt hatte der Projektentwickler noch keine Erfahrung mit der Errichtung CO²-neutraler Gebäude gesammelt. Logik (und die Kooperation mit erfahrenen Partnern) ebnete den Weg zur innovativen Gebäude- und Anlagentechnik von Lok.West.
Mit einem Investitionsvolumen von ca. 250 Millionen Euro ist Lok.West zugleich die erste Quartiersentwicklung in der Unternehmensgeschichte. Mit seinen insgesamt fünf Wohn- und Geschäftshäusern bildet es den wohnungswirtschaftlichen Teil des Klimaquartiers Neue Weststadt, wo 13 Projektpartner gemeinsam an innerstädtischer CO2-Neutralität arbeiten. Förderung erhält das interdisziplinäre Forschungsprojekt vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) sowie vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).
Das Projekt stellt die RVI vor die Aufgabe, knapp 500 Wohneinheiten und rd. 12.800 m² Gewerbefläche zu realisieren, deren Energieversorgung nahezu CO²-neutral sein soll. Die Produktion von eignem Solarstrom auf den Dachflächen hat sich als essenziell für das Erreichen dieses Ziels erwiesen. Im Rahmen eines Mieterstrommodells wird der lokal erzeugte grüne Strom von den Gebäudebewohner*innen selbst genutzt. Da keine Netzentgelte oder Umlagen anfallen, ist der grüne Mieterstrom sogar bis zu 30% günstiger als herkömmlicher Netzstrom.
Das Herz des Forschungsprojekts schlägt in der unterirdischen Energiezentrale, die von der RVI im Auftrag des Betreibers GHE errichtet wurde: Hier generieren zwei Elektrolyseure bis zu 70 Tonnen grünen Wasserstoff im Jahr. Bundesweit sind es die ersten Elektrolyseure, die in einem innerstädtischen Wohnquartier betrieben werden. Die Abwärme des Elektrolyseprozesses wird dem quartierseigenen Nahwärmenetz zugeführt und trägt zur Deckung des Heiz- und Warmwasserbedarfs im Klimaquartier bei.
Für die RVI ist die Teilnahme am Forschungsprojekt in personeller, wirtschaftlicher und fachlicher Hinsicht eine Herausforderung gewesen. Die Entwicklung eines ganzen Quartiers mit klimaschonender Gebäude- und Anlagentechnik hat die Bereitschaft erfordert, an den eigenen Prozessen zu arbeiten und gegebenenfalls auch höhere Risiken in Kauf zu nehmen. Die RVI hat sich bewusst für diese Herausforderung entschieden, um einen Beitrag zu Klimaschutz und Innovation in der Branche zu leisten.