"Mutig und vorwärtsgewandt": Winy Maas im Gespräch
Winy Maas ist nicht nur der Autor des Hochpunkts O, sondern auch der besonderen städtebaulichen Akzente für FRANKLIN-Mitte: die HOME-Skyline, die Europa-Achse und der Grüne Hügel stammen aus seiner Feder. Für Maas ist es kein Widerspruch, die Vergangenheit der Fläche zu respektieren und zur gleichen Zeit neue Interpretationen zu schaffen. Auch das RVI-Projekt Orbit hilft, diese Brücke zu spannen: Als Teil der HOME-Skyline symbolisiert es die Ambition des neuen Stadtteils und verweist zugleich auf die anglophone Vergangenheit des Areals, das militärisches Zuhause war und neue Heimat werden soll.
Herr Maas, was ist für Sie das Spannendste an diesem Projekt?
Ich finde es auf eine tolle Art und Weise mutig und vorwärtsgewandt – auf mehreren Ebenen. Einerseits, weil es möglich gemacht wird, einem bestehenden Gelände eine prägende Umnutzung zukommen zu lassen. Und andererseits, weil die Investor*innen sehr offen sind für außergewöhnliche Konzepte und architektonische Ansätze. Die Zusammenarbeit mit RVI geschieht in einem vertrauensvollen Austausch, der für das Projekt sehr gut und wichtig ist.
Mutig ist ja auch das Konzept für die Hochpunkte, die Buchstaben HOME, das aus Ihrer Feder stammt und von dem Sie die zwei Gebäude O und M realisieren.
Das stimmt. Die bereits bestehende Idee der Hochpunkte war sehr spannend für uns. Ein erster Ansatz war, vier Heldenfiguren daraus zu gestalten. Die HOME-Idee war aber wesentlich naheliegender. Es sind Türme, die durch verbindende Zwischenstücke zu Buchstaben werden. Und die sagen aus, was sie bedeuten: Wir sind hier zu Hause.
Das könnte man vielen Gebäuden zuschreiben – warum ist es gerade hier so stimmig?
Das Spannende ist, dass die mit Bedeutung aufgeladenen Buchstaben auch tatsächlich bewohnbar sein werden und so ihrem tatsächlichen Nutzen und ihrer Aussage gerecht werden. Das Wort selbst ist international, wird mit Gemütlichkeit und Geborgenheit verbunden. Es passt zum „Heim“ in Mannheim, bezieht sich aber auch auf die vergangene und zukünftige Geschichte von FRANKLIN – es sagt etwas über die Amerikaner aus, die hier gelebt haben. HOME bezieht sich aber auch auf die Flüchtlinge, die hier vor Ort untergebracht waren – und dafür bewundere ich Deutschland – und auf die zukünftigen BewohnerInnen, die hier ein sehr modernes Zuhause vorfinden werden.
Was ist das Besondere am M und am O?
Jedes Gebäude positioniert sich auf intelligente Weise. Da steht M für Mannheim und Mut und wirkt, fast wie das Brandenburger Tor in Berlin, als Wahrzeichen für FRANKLIN. Die zwei „Durchgänge“ des M dramatisieren die Verbindung zwischen Stadt und Land. Das O steht für Offenheit, es öffnet sich zum Zentrum, mit der großen Freitreppe als Podium für Konzerte, als Fokus- und Treffpunkt. Visuell und programmatisch wird sich das verbinden.
Und wie wohnt es sich hier?
In beiden Gebäuden haben wir es geschafft, eine maximale Fenstergröße zu realisieren. Die Fenster machen also viel Licht und Offenheit möglich, sind aber in der Fassade ein gutes Stück zurückgesetzt – wie eine Waffelstruktur – was dafür sorgt, dass die Räume sich auch nach Rückzug und Gemütlichkeit anfühlen. Das kommt auch dem Raumklima zugute. Die Wohnungen selbst sind sehr großzügig geplant, beinahe loftartig, und lassen sich ganz flexibel gestalten.
Was war die architektonische Vision für dieses Stadtzentrum?
Es ging um eine Art neu erfundene Freiheit. Ein Projekt, das sich klar mit seiner Umgebung verbindet, durch die Achsen mit der Stadt Mannheim und mit der Natur verbunden ist – das aber auch seinen ganz eigenen Mittelpunkt bekommt und so zu einer eigenständigen Stadt wird. Das Zentrum wirkt da als wichtiges Wow, als Anziehungspunkt, der alles miteinander verbindet. Verknüpft durch die Europaachse mit den alten und neuen Gebäuden und dem Hügel als öffentlichem Aussichtspunkt wirken das O und das M wie Tore zum Stadtzentrum. Hier wird man sich treffen und kennenlernen, seinen Lieblingsort finden und sich zu Hause und angekommen fühlen, wie in der eigenen Wohnung.