"Wir vertreten das": Ein Gespräch mit Hanne und Jürgen Kretschmer
Hanne und Jürgen Kretschmer leben seit 1,5 Jahren in unserem Esslinger Wohn- und Geschäftshaus Desiro: Für die Rente suchten sie ein modernes Zuhause mit Aufzug und Barrierefreiheit. Zuvor wohnte das Ehepaar viele Jahre in einer Altbauwohnung direkt in der historischen Altstadt. Als Wahl-Esslinger leben sie seit den 70er Jahren am Neckar und haben sich die Entscheidung für das neu entwickelte Stadtviertel im Westen der Stadt nicht leicht gemacht. Überzeugt hat sie das nachhaltige Energiekonzept unserer Gebäude im Klimaquartier Neue Weststadt. Bei einem Besuch in ihrer liebevoll gestalteten Dreizimmerwohnung erzählen sie von ihrem Leben im neuen Zuhause.
Warum haben Sie sich nach einem neuen Zuhause umgesehen?
Jürgen Kretschmer: Es war wichtig für uns, dass das neue Gebäude nachhaltig ist. Es sind im Prinzip drei Faktoren gewesen, die uns zum Umzug bewogen haben: Energiekonzept, Barrierefreiheit und der Grundriss. Diese drei Dinge haben dazu geführt, dass wir hier im Desiro eingezogen sind.
War die Nähe zur Innenstadt wichtig für Sie?
JK: Voraussetzung für die Wohnung war immer citynah: Wir wollten zu Fuß in die Innenstadt gehen können. Wir sind viel draußen, wir bewegen uns viel: Entweder in der Stadt oder am Neckar entlang, das ist wunderschön zu laufen.
Hanne Kretschmer: Und im Moment haben wir ja unseren Weihnachtsmarkt. Der ist wirklich sehenswert und das ist ein Katzensprung von hier aus.
JK: Vorher haben wir noch zentraler gewohnt, mitten in der östlichen Altstadt. Da war der Weihnachtsmarkt vor der Haustür: Wir haben runtergeguckt auf die Weihnachtsinseln. Inzwischen freuen wir uns, dass wir uns wegbewegen können, wenn wir möchten.
Sie wohnen seit den 1970ern in Esslingen. Hat Ihnen das neue Stadtquartier auf Anhieb gefallen?
HK: Am Anfang als wir gesehen haben, wie das hier alles wächst, haben wir gedacht: „Was machen die denn hier?“ Dann kamen die ersten Kästen, Béla und Citadis, und wir haben gedacht: „Wie wird die Stadt nur verändert, das gefällt uns ja überhaupt nicht.“
JK: Mein Vater war Bauunternehmer, ich habe also eine emotionale Beziehung zum Bau. Es hat uns anfangs nicht gefallen. Heute mögen wir, dass die Neubauten strukturiert sind: Dass alle drei Gebäude unterschiedliche Oberflächen haben und die Balkone einmal dunkel sind und einmal aus Glas. Die Innenhöfe haben unterschiedliche Höhen. Das ist aufgelockert.
Warum hat sich Ihre Wahrnehmung des Quartiers positiv verändert?
JK: Erst wollten wir in einen Altbau. Dann haben wir festgestellt: Altbau ist nie altersgerecht, nie barrierefrei. Dann haben wir das Klimaquartier entdeckt und mitbekommen, was für ein Energiekonzept dahintersteht. Ich bin Chemiker. Ich habe über Wasserstoffentwicklung promoviert und insofern war es für mich toll, den Professor Fisch kennenzulernen. Mit dem war ich im Elektrolyseraum, habe die gesamte Anlage anschauen können. Und ich verstehe natürlich auch relativ viel davon, was dort passiert. Das hat mich fasziniert.
HK: Es haben immer alle gesagt: Aus dem tollen Haus dort in der Altstadt, aus dem zieht ihr aus? Wir fangen dann immer an zu erzählen, was dahintersteckt. Das wissen ganz wenige. Das ist schade, denn es wird ja auch beworben und ist mehrfach im Fernsehen thematisiert worden. In dem Beitrag im ZDF konnte man gut mitbekommen, welche Energienebenkosten wir im Altbau bezahlt haben und welche wir jetzt haben. Wir sind jetzt richtig stolz, dass wir das gemacht haben. Diese Entscheidung war richtig und wir fühlen uns als Teil des Quartiers. Wir vertreten das auch.
Wie haben sich Ihre Nebenkosten entwickelt?
JK: Wir haben hier extrem günstigere Nebenkosten. In der alten Wohnung hatten wir Gas und Elektrizität und haben in einem Halbjahr, also bis Ende Juni, über 2.000 Euro Energienebenkosten gehabt. Hier haben wir fürs 2. Halbjahr 218 Euro gezahlt.
Sie nehmen teil am Mieterstrommodell?
JK: Ja, natürlich. Die RVI hat uns das nahegelegt und wir haben uns auch die Konditionen angeschaut und gesagt: „Das machen wir!“ Wir sind sehr froh, dass wir uns so entschieden haben.
HK: Ich möchte nicht wissen, was wir dort jetzt zahlen würden. Drei Außenwände in einem Altbau, mit Holzfenstern. Mit Gas wurde geheizt und gekocht, die Heißwasserbereitung war elektrisch. Durchlauferhitzer sind das Teuerste, was man sich vorstellen kann.
Was begeistert Sie am Energiekonzept in Ihrem Wohnhaus?
JK: Hier wird geheizt wird über die Abwärme der Elektrolyse, es gibt ein Blockheizkraftwerk, es gibt zusätzlich eine Wärmepumpe. Aber die Basis für alles die Photovoltaik, ist der Solarstrom. Auf einem der beiden Parkplätze, die wir gemietet haben, möchten wir eine Wallbox für Elektromobilität installieren. Der Anschluss ist gelegt, das ist kostenlos für uns gewesen, aber die Wallbox müssen wir kaufen. Nächstes Jahr bekommen wir ein Elektrofahrzeug.
Dieser Elektrolyseur ist der Erste in einem innerstädtischen Kontext. Hatten Sie anfänglich Bedenken wegen der Wasserstofftechnologie?
JK: Nein. Im Rahmen meiner beruflichen Laufbahn habe ich mich mit Elektromobilität und mit Wasserstoffwirtschaft beschäftigt. Von daher kenne ich eine Menge Versuche mit Wasserstoff und über die Gefährlichkeit von Wasserstoff. Das Tolle ist, dass Wasserstoff sofort nach oben geht. Es gibt keine Flammenausbreitung, so dass die Umgebung völlig unbeeinträchtigt ist.
Inzwischen haben Sie eine gemeinsame Chatgruppe mit den anderen Bewohner*innen Ihres Hauses. Wie empfinden Sie das Zusammenleben im Haus?
HK: Wir fühlen uns hier überhaupt nicht anonym. Wir erzählen Ihnen eine kleine Episode: An Nikolaus gehen wir in den Aufzug und da hängt für jeden Bewohner dieses Hauses ein kleines Geschenk an einer Kordel, mit einem Kärtchen. Und das ist nur hier in unserem Haus passiert. Kein anderer Aufzug ist so dekoriert gewesen. Am nächsten Tag stand unten noch ein großer Teller mit kleinen Nikolausbärchen von Lindt.